Spielfilm / ca. 90 Min. / Produktion geplant für 2026
Zwei Frauen mittleren Alters, die allmählich ihre Fähigkeit verlieren, das Leben zu ertragen, werden von der Erde verschluckt und tauchen am anderen Ende der Welt wieder auf – mit der Chance auf einen Neuanfang.

Zusammenfassung von The Inverted Well:
In The Inverted Well wird eine dystopische Welt gezeichnet, in der Schönheit, Kontrolle und Konsum sich zu einem komplexen Machtgefüge verbinden. Der Film beginnt mit einem verstörenden Bild: Ein Gefängnishof steht leer, stumm, durchzogen von Sirenengeheul – das erste Anzeichen einer Welt, in der Ordnung zwar herrscht, aber kaum noch Leben. In den angrenzenden Zellen sind keine Gefangenen zu sehen, doch die Betten stehen kopfüber auf dem Boden.
Die Erzählung folgt zwei Frauen, Nina und Anna, deren Leben von symbolischen und physischen Reisen durch Unterwelten geprägt sind, die den Zustand der Gesellschaft und ihre eigene Entfremdung widerspiegeln.
Nina – Eine Frau in der Überwachungsgesellschaft
Nina, um die fünfzig, betreibt ein Nagelstudio in einem autoritären Staat. Sie leidet unter Schlaflosigkeit. Ihre Kundinnen: erschöpfte Frauen mit Glatzen, aber überlangen, krallenartigen Fingernägeln – stilisiert und waffenhaft zugleich. Die Szenerie ist von chronischer Energieknappheit geprägt: Es kommt immer wieder zu Stromausfällen, während Nina im Dunkeln weiterarbeitet – fast blind, mit routinierten Handgriffen. Draußen herrscht Gewalt und Entführung, drinnen stumpfe Konzentration auf die perfekte Oberfläche. Eines Nachts sinkt ihr Bett in einen biologisch anmutenden Schacht – Nina wird in die Unterwelt gezogen und landet kopfüber mit ihrem Bett in einer apathischen Behörde, wo sie Anna begegnet.
Die Menschen dort wirken reglos und apathisch, was Ninas Isolation verstärkt. Hier trifft sie auf Anna, eine erfolgreiche Marketingfrau, die ebenfalls von Schlafstörungen und innerer Leere geplagt wird.
Anna – Die freie Welt als Illusion
Anna lebt in einer scheinbar liberalen Welt: Marketing, Podcasts, glutenfreie Kuchen, Meditation – doch auch sie ist von Schlaflosigkeit und innerer Erschöpfung gezeichnet. Ganz im Gegensatz zu Ninas Umgebung ist Annas Welt grell beleuchtet: Überdimensionierte Bildschirme strahlen ununterbrochen, Werbung läuft rund um die Uhr, Energie scheint hier unendlich verfügbar zu sein. Diese permanente Reizüberflutung wirkt zunächst komfortabel, aber zunehmend aggressiv und kontrollierend. Auch Anna wird nachts verschluckt und kommt mit ihrem Bett, wie Neugeborene, kopfüber auf der anderen Seite der Welt heraus. In einer Gefängniszelle begegnet sie Frauen, die jene Krallen tragen, die Nina einst designte. Die beiden Welten beginnen einander zu durchdringen – das Dunkel sickert in die helle Welt, und umgekehrt.
Ein Film-im-Film und die Macht der Nägel
Ein scheinbar beiläufiger Kommentar einer Kundin, in dem sie sich fragt: Wie wäre die Welt gewesen, wenn Frauen von Anfang an mit starken, langen Nägeln auf die Welt gekommen wären? – entfaltet im Nagelstudio plötzlich ein alternatives Universum. In animierten Szenen werden Föten mit natürlichen Krallen geboren – weibliche Dominanz ist selbstverständlich.
Der satirische Film-im-Film zeigt eine umgekehrte Weltordnung: Frauen jagen, herrschen, gebären, während Männer um Gleichberechtigung kämpfen – mit künstlich verlängerten Nägeln. Die absurde Überhöhung spiegelt realen Schönheitsdruck, gesellschaftliche Rollenzwänge und eine durch Medien pervertierte Ideologie.
Choreografien der Resignation – Begegnung mit den Engeln
Nina sinkt erneut in die Unterwelt und trifft auf vogelartige Engelswesen – süchtig nach Opium und Selbstzufriedenheit, kaum noch menschlich. Sie tanzen, konsumieren und resignieren. Der Versuch einer Revolte scheint lange vergangen. Nina begegnet ihnen mit einer Mischung aus Wut und Fürsorge – sie feilt ihre Krallen, ein Moment zwischen Unterwerfung und Kontrolle. Zurück in ihrem Studio, setzt sich die surreale Wirklichkeit fort: Draußen Anarchie, drinnen akribische Pflege. Und immer wieder: Stromausfall.
Lilie und das Embryonen-Ei
Eine Kundin, Lilie, schwanger und bislang ruhig, bricht plötzlich in Tränen aus. Sie fürchtet, ein Kind in diese Welt zu setzen. Bald entdeckt Nina unter einer Bodenfliese ein verborgenes Ei – ein leuchtender Embryo. In einer späteren Szene präsentiert die Stinkwanze “Luca Bazuca” diese Embryonen wie Produkte: Sie sollen es ermöglichen, Geburten aufzuschieben – „bis bessere Zeiten kommen“. In der „freien Welt“ wird das Ei beworben wie ein Lifestyle-Gadget – glühend hell, futuristisch, fast sakral. Die Hoffnung auf eine Zukunft wird zur Ware, zum Symbol für den Glauben an Fortschritt – gespeist von unendlichem Strom.
Anna – Auflösung der Ordnung
Anna driftet tiefer in psychische Desorientierung. Ihre Wohnung ist durchzogen von Werbung, Screens, Online-Terminen. Der Strom fließt ununterbrochen, doch statt Wärme bringt er Kälte, Lautstärke und Dauerstress. Der Überfluss blendet. Die emotionale Entfernung zu ihrer Tochter Elena wächst, Schönheitsideale werden zur Waffe. Als Anna in einem Techno-Tunnel erneut in die Unterwelt abtaucht, sieht sie groteske Stinkwanzen auf Laufstegen – eine apokalyptische Modenschau. Inmitten all der Bilder: Leere. Die Gewalt lebt weiter – subtil, systematisch.
Wiederbegegnung – Nagelstudio als Grenzort
Am Ende treffen Nina und Anna in der freien Welt wieder aufeinander. Der Blick: stumm, jedoch wissend. Nina fragt: Wie lebt es sich in der freien Welt? Während sie Annas Nägel feilt, wird klar: Die Grenze zwischen beiden Welten ist gefallen.
Frauen besuchen die Unterwelt erst seit 200 Jahren!
Die Erzählung springt 200 Jahre in die Vergangenheit zu Louise Otto-Peters, einer Pionierin der Frauenbewegung. Nach der Auferlegung eines Berufsverbots für ihre journalistische Arbeit wird Louise in eine Gefängniszelle im Iran des 19. Jahrhunderts katapultiert, wo sie der Dichterin Tahireh Qurrat al-Ain begegnet, auch eine Pionierin in ihrer Welt. Gemeinsam diskutieren sie Unterdrückung, Widerstand und das Recht auf eine eigene Stimme.
Durch ein Missgeschick löst Tahireh einen Mechanismus aus, der das Bett in die Erde reißt, während Louise den Wächtern erklärt, dass sie nicht weiß, wohin sie verschwunden ist. Wenig später taucht Tahireh jedoch in Louises Redaktion auf und beginnt zu schreiben, als würde sie Louise selbst verkörpern. Der Film endet mit einer revolutionären Montage, in der Frauen unter kopfüber liegenden Betten hervorkriechen und der Wandel sich in Gang setzt.
Der Abspann ehrt Louise Otto-Peters und Tahireh Qurrat al-Ain, zwei historische Widerstandskämpferinnen.
Crew:
Director: Narges Kalhor
Script: Narges Kalhor und Aydin Alinejad
Commissioning Editor ZDF: Lucia Haslauer
A coproduction of ZDF / Das kleine Fernsehspiel.
The project was selected for the Berlinale Co-Production Market 2025.
Script funded by FilmFernsehFonds Bayern.